17. Das Elexier

 

Heute Morgen fühlte ich wieder die alte Verzagtheit. Ich machte meine Übungen der Geistigen Homöopathie. Ich entdichtete mein Bewusstsein, nutzte die Drehachse des Bewusstseins um alle Räume die mit dem Thema Angst in Verbindung standen, ließ über die Waage Liebe einfließen, bereinigte die Vergangenheit mit dem Sternenbild Schild, stellte alle geometrischen Formen um mich wieder zur Norm des Schöpfers her und strukturierte die Seele.

 

Ein indigoblaues Licht, das in der Mitte sehr hell war, pulsierte wellenartig in mir. Ich konzentrierte mich auf das Licht. Sogleich befand ich mich am Strand eines Meeres, das ebenso indigoblau schimmerte. In der Mitte kam ein heller Strahl vom Himmel. Am Ufer war das Wasser allerdings sehr dunkel.

 

Ich ging in das Wasser auf den Lichtstrahl zu. Jetzt sah ich das Wasser um mich herum indigoblau bis violett schimmern. Nur in weiter Entfernung schien es dunkel zu sein. Ich schritt weiter auf den Lichtstrahl zu und als ich im Zentrum des Lichtstrahls war, wurde ich von ihm erfasst und in die tiefe gedreht. Wie eine Schraube fiel ich durch den Lichtstrahl in die Tiefe.

 

Meine Arme streckte ich nach oben, um keinen Widerstand zu bieten. Nach einem langen tiefen Fall wurde ich sanft auf einen kahlen, mondähnlichen Planeten gestellt. Diese öde Landschaft ließ das Gefühl von Einsamkeit in mir aufsteigen. Ich bat den Vater mich dies verstehen zu lassen. Augenblicklich drang der Gedanke in mich ein, es zu beleben. Ich ließ also Gras bis zum Horizont wachsen. Kräftiges grünes und hellgelbes Gras. Schon züngelten Blumen aus dem Gras hervor, Bäume und Sträucher erschienen. Es wurde warm.

 

Vor mir erschien eine Leier. Ich griff nach ihr und ließ mit meinen Fingern eine sanfte Melodie erklingen. Viele Menschen kamen heran und setzten sich ringsherum ins Gras und lauschten. Nach einer Weile reichte ich die Leier einem Mann, der in der Nähe saß. Auch er entlockte der Leier wunderschöne Klangfolgen. Wir alle begannen dazu zu summen.

 

Es schien eine Ewigkeit in dieser stillen Harmonie vergangen zu sein. Denn über uns zeigte sich der friedvolle Sternenhimmel und später sahen wir die Sonne leuchtend rot und gelb aufgehen. Ich nahm einen Grashalm vor mir wahr und wollte ihn pflücken, um ihn genauer betrachten zu können. Ich tat es nicht, statt dessen sah ich den Lichtschein, der von diesem Grashalm und von allen anderen Pflanzen und Menschen ausstrahlte und alles erhellte.

 

Ich sah mir die Menschen an, die sich hier versammelt haben und suchte nach bekannten Gesichtern. Dort weiter hinten entdeckte ich meine physische Mutter. Freude leuchtete auf und ich ging auf sie zu. Doch dann verschwand die Freude und ich wollte mich abwenden. Da hörte ich in mir die sanfte Stimme: ich habe ihr immer noch nicht ganz verziehen, dass sie mich nicht so geliebt hat, wie ich es gewollt hätte. Instinktiv erfasste ich die Möglichkeit, jetzt vollständig zu vergeben, zu integrieren und das Gefühl von Trennung und Einsamkeit für immer ablegen zu können.

 

Ich sah um meine Mutter herum meine Ahnen. Meinen Vater, meine beiden Omas und andere Gesichter, die mit mir verwandt waren, die ich aber nie kennen gelernt habe. Ich fühlte den Schmerz von Verlassenheit, Trauer, Einsamkeit und Verletzungen von allen. Ich bat sie, jetzt diesen Schmerz fließen zu lassen, damit er heilen könne. Und es begann ein grüneitriger Bach unter ihnen hervor zu quellen. Er schien gar nicht mehr aufzuhören. Über lange Zeit angesammelter Schmerz löste sich jetzt auf. Er wollte in ein Erdloch fließen. Ich spürte, dass dies nicht sein darf, sonst wird er sich wieder manifestieren, im Aufbau der atomaren Verbindungen. Er muss umgewandelt werden. So stellte ich einen silbrig-weißen Kubus dazwischen und der Eiter floss durch den Kubus. Aus dem Würfel kam helles Licht heraus und stieg hinauf in den Kosmos.

 

Ich folgte dem transformierten Licht bis an den Rand. Da stand der Vater vor mir. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Ich sah aus seinen Händen und Füßen hellstes Licht in alle Richtungen strahlen. Wie Sonnen erhellten sie den unendlichen Raum. Und gleichzeitig nahm ich wahr, wie das Licht, das vom unserem Vater ausging, eine riesige Sphäre bildete, in der sich alles Leben befand.

 

Ich setzte mich auf meine Fersen. Ich bat den Vater, mich wissen zu lassen, was ich noch entwickeln muss, um das Gefühl der Trennung verlassen und mein Erbe antreten zu können. Er sagte: „Es gilt noch die Sanftmut und das Mitgefühl tiefer zu kultivieren“. Ich bat den Vater, mir dabei zu helfen.

 

Er reichte mir einen Kelch, den ich austrinken sollte. Ich leerte den Kelch. Das Elexier breitete sich in und um meinen Körper aus. Ich wurde ganz sanft und weich. Der Vater sagte zu mir: „Komm die nächsten neun Tage zu mir und ich werde dir täglich dieses Elexier reichen. Damit wird die Sanftmut und das Mitgefühl in dir reifen. Es wird dich durchlässig machen, sodass nichts Dunkles mehr in dir gehalten werden kann. Es fließt dann durch dich hindurch oder es wird dorthin zurückgedrängt, woher es kam. Aber wisse auch, das wird anderen nicht immer gefallen. Wenn ihr Nörgeln und ihre Widerstände keinen Widerhall mehr finden, kann es sein, dass sie dich dafür ablehnen werden. Wenn ihre Neigungen keinen Halt mehr finden, werden sie nicht mehr genährt und das erleben sie als Mangel und Ablehnung. Das ist der Weg ihrer Heilung. Alle Wesen sind von meiner Liebe durchwoben und nichts geschieht ohne meine Beteiligung.“

 

Der Vater schickte mich ins Irdische zurück. Ich dankte dem Vater für seine Liebe und alles, was er für uns getan hat.

 

Ich stand wieder am tiefen Punkt meiner Seele, dort wo der Strahl durch den ich gekommen bin, mich nun zurück bringen wird. Der Strahl hob mich aus der Tiefe an die Oberfläche meines Bewusstseins und ich nahm wieder meinen Körper und die Geräusche um mich wahr.

 

Bemerkung: Die eingangs erwähnte Verzagtheit lässt sich natürlich per Auferweckungsverfahren in Frohgemut oder ähnliches wandeln.