12. Die Acht

 

Ich ging durch einen Gang. In diesem Gang war grüner Nebel. Ich sah es weiter hinten in dem Gang heller werden. Dann war vor mir plötzlich ein riesiges, aufgesperrtes Wolfsmaul. Ich sah eigentlich nur das Gebiss. Aber es war angsteinflößend und da wollte ich nicht hindurch gehen. Ich schaute nach rechts und sah, dass in dieser Richtung der Weg heller und klarer war. Ich ging dort entlang.

 

Jetzt war der Weg klar zu sehen. Auf dem Boden lagen Steine, ein Kopfsteinpflaster in einem regelmäßigen Muster gelegt, mit grünen und roten Steinen. Dann wurden aus den Pflastersteinen Klaviertasten, und ein fröhliches Kind hüpfte aus den Klaviertasten heraus und spielte eine kreative Melodie.

 

Sie hatte ausgesprochen Freude daran. Dann sah mich das Kind und sagte, ich solle mitkommen. Mein Herz ging auf, als würde ich dieses Kind schon sehr lange kennen. Wir schlüpften durch einen rosafarbenen Schlauch. Das kleine Mädchen brauchte nur den Kopf ein wenig zu beugen, doch ich musste auf allen Vieren hindurch krabbeln. So gelangten wir nach einigen Metern in ein rosafarbenes Zimmer.

 

Als erstes fiel mir eine Schaukel auf, die mitten im Zimmer hing. Ich folgte den Seilen, an dem die Schaukel hing, aber ich konnte nicht sehen, wo sie befestigt waren. Sie kamen von oben aus dem Nichts. Ich sagte, das sei aber eine schöne, große Schaukel und das Mädchen sprang auf die Schaukel und begann hin und her zu schwingen. Dabei verschwand sie über dem rosa Raum, kam wieder durch den Raum und schwang auf der anderen Seite wieder hinaus. Dann hielt sie die Schaukel an, als würde sie ein Pferd zum Stehen bringen.

 

Sie sagte: „Und jetzt bist du dran“. Also setzte ich mich auf die Schaukel und begann immer höher zu schaukeln. Ich schloss die Augen und genoss das weite Hin- und Herschwingen auf dieser gigantischen Schaukel.

 

Jetzt wollte ich sehen, wo ich war. Ich öffnete meine Augen und sah das Universum um mich herum. Ich schwang zwischen Sonne, Sternenbildern und Planeten hindurch. Es war atemberaubend.

 

Doch nun erblickte ich in weiter Entfernung und höher liegend eine Lichtöffnung. Ich schaukelte darauf zu und als ich vor der Lichtöffnung war, sprang ich von der Schaukel in diesen Lichtraum.

 

Nachdem sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah ich in der Mitte des Raumes eine menschengroße, durchsichtige Blase. Ich ging etwas näher und bemerkte, dass diese Blase in der Mitte durch eine Art Häutchen geteilt war. Sobald ich dies wahrnahm, waren aus der Blase zwei Blasen geworden, die sich nur noch am „Äquator“ berührten. In jeder Blase kniete ein Artist auf einem Bein und jonglierte mit 5 Bällen. Die zwei Artisten waren Zwillinge, sie glichen sich vollständig. Und alles, was sie taten, war spiegelbildlich dasselbe. Ich beobachtete ihre Jonglierkünste. Dann behielten sie einen der Bälle in einer Hand und die anderen Bälle fielen in diesen Ball hinein. Sie verschwanden darin. Jetzt sah ich, dass die beiden Bälle die Erdkugel waren. Sie plazierten die Erdkugeln jeweils im Zentrum der Blase. Die Zwillinge verschwanden. Die Erdbälle begannen sich um die eigene Achse zu drehen, sehr schnell, spiegelgleich.

 

Ich verstand nicht wirklich, ich beobachtete nur.

 

Ich bat Christus, mich verstehen zu lassen, was mir das sagen will. Christus stand neben mir und hielt plötzlich die beiden Erdbälle in seinen Handflächen und ließ sie im Uhrzeigersinn kreisen. Sie veränderten die Farbe. Sie wurden wie Sonnen. Dann blieben sie stehen und waren wieder die Erde. Aber ich verstand immer noch nichts.

 

Dann fiel von oben eine Leinwand herab. Auf der Leinwand erschien eine liegende Acht und Christus setzte in jede Hälfte einen der Erdbälle. Sie begannen sich wieder zu drehen. Eine rechts herum, die andere links herum. Ich verstand den Magnetismus, der das System in Bewegung hielt. Das Symbol für die Unendlichkeit.

 

Dann verschwand das Bild und es zeigte sich auf der Leinwand eine stehende Acht. Ich wusste, das ist das Symbol, das die Verbindung von oben und unten, von Geist und Materie bildete.

 

Auch dieses Bild verschwand wieder und nun malte Christus eine schräge Acht darauf. Ich spürte, wie sich etwas in mir veränderte. Mein Kehlchakra begann aktiv zu werden und sich in den Fokus meiner Aufmerksamkeit zu drängen. Meine Atemzüge wurden lang und tief.

 

Ich schaute wieder auf die schräge Acht und sah, wie sich die Acht am Punkt der Überschneidung leicht öffnete. Es gab unendlich viele, dicht aneinander gereihte Widerspiegelungen dieser Acht. Es waren unendlich viele. Das ist das Symbol der Vereinheitlichung von Geist und Materie. Das Unendliche wird mit dem Endlichen verbunden. Das ist, was die Menschen im kommenden Zeitalter verwirklichen werden. Die Auferweckung im ewigen Leben im physischen Körper! Das Hinwegschmelzen des Zustandes der Illusion der Trennung.

 

Christus legte mir eine schräge Acht in meine rechte Hand. Ich bedankte mich bei Christus für alles, was er mir gezeigt hatte. Die Leinwand verschwand. Christus verließ mich. Es blieb nur der helle Lichtraum. Ich trat an den Rand des Lichtraumes, dort war die Schaukel für mich befestigt.

 

Ich setzte mich auf die Schaukel und wurde nach unten gelassen, hindurch durch den Weltraum, bis ich im rosa Zimmer des kleinen fröhlichen Mädchens ankam. Sie kniete auf dem Boden und malte mit dem Finger Zeichen auf den Boden. Sie sprang auf, als sie mich wahrnahm, brachte mich durch den rosa Schlauch zurück, trampelte kräftig lachend über die Klaviertasten und winkte mir zum Abschied. Der Weg zurück ins Hier auf mein Meditationskissen war viel kürzer als in meiner Erinnerung.(BL)